Stellungnahme des Haus Mainusch-Plenums zur aktuellen Unipress #379

In der aktuellen Ausgabe Unipress gibt es zwei Aspekte, die wir als Plenum sehr kritisch sehen und darum nicht unkommentiert stehen lassen wollen. Zum einen ist dies die Berichterstattung zur jetzigen Situation des Haus Mainusch auch in Bezug zur studentischen Vollversammlung am 11. Dezember, zum anderen das Thema „Studentenverbindungen“.

Zur Darstellung der Situation des Haus Mainusch
Es freut uns, dass dem Haus Mainusch so viel Wichtigkeit beigemessen wird, dass über zwei Seiten lang von Einzelpersonen sowie hochschulpolitischen Gremien und Gruppen verschiedene Einschätzungen der Lage artikuliert werden. Rätselhafterweise wurde nicht berücksichtigt, dass es für eine umfassende und objektive Berichterstattung nötig ist, dass erstens alle Betroffenen zu Wort kommen und zweitens, dass auch die hochschulpolitische Opposition sich äußern kann. Dies ist beides nicht gegeben. Das Haus Mainusch-Plenum ist nicht vertreten und es erscheint fraglich, ob dies von der Redaktion überhaupt gewünscht war, da uns keine Anfrage zu einer Stellungnahme vorliegt. Ebenfalls ist keine Stellungnahme einer Hochschulgruppe aus der Opposition vertreten, die dem Haus Mainusch solidarisch gegenüber eingestellt ist, wie z.B. CampusGrün, Kritische Linke, SDS oder die Campus-Freibeuter. War es auch hier nicht gewollt, dass eine oder gar mehrere Stellungnahmen publiziert werden, die dem Haus Mainusch weitaus solidarischer verbunden sind, als es der Asta-Vorstand und die RCDS-JuSo-Koalition vorgeben zu sein? Es ist nämlich keine Solidarität, wenn beschlossen wird, dass das Haus Mainusch trotz seiner herausragenden Rolle und Beliebtheit auf dem Campus und trotz erhöhter Betriebskosten keine weitergehende Förderung erfahren soll, sondern dass die ehrenamtlich arbeitenden Aktiven dazu angehalten werden, in ihrem grundsätzlich unkommerziell gestalteten Rahmen nun eben effektiver und auch profitorientierter zu wirtschaften.

Wer spricht?
Es gibt Stellungnahmen von der Liberalen Hochschulgruppe(LHG), der Koalition, dem AStA-Vorstand und dem Vorsitzenden der RCDS-Fraktion im Studierendenparlament(Stupa).
Die LHG ist dem Haus Mainusch ablehnend gegenüber eingestellt und fordert aktuell sogar die Schließung(PM 18.12).
Die Koalition ist der Meinung, dass dem Haus Mainusch trotz immenser Mieterhöhung keine höhere Förderung als bisher zuteil werden soll.
Der AStA-Vorstand kritisiert den Ablauf der Vollversammlung, ohne zu erwähnen, dass die LHG für die kritisierte Verzögerungstaktik verantwortlich ist, da ihre Mitglieder mit ständigen Geschäftsordnungsanträgen eine inhaltliche Auseinandersetzung über die Förderung des Haus Mainusch unmöglich gemacht haben. Hierzu wird das Protokoll dieser VV sehr interessant sein, sobald es öffentlich wird.
Auch der RCDS-Fraktions-Vorsitzende Daniel Leibig ist mit dem AStA-Vorstand auf einer Linie und verteidigt lediglich die Leistungen des AStA-Vorstands in den Verhandlungen.
Besonders kritisch zu sehen ist die Tatsache, dass der AStA-Vorstand seine E-Mailadresse für Nachfragen zu den Verhandlungen angibt. Dies ist höchst problematisch, da zum einen nicht transparent ist, was kommuniziert wird, zum anderen wird unterschlagen, dass auch Aktive vom Haus Mainusch bei den Verhandlungen beteiligt waren und möglicherweise eine andere Sicht auf diese haben könnten. Das ist so nicht akzeptabel.

Zum Thema „Burschenschaften“
Die Art wie hier das Thema „Studentenverbindungen“ präsentiert wird, ist erschreckend. Es wird hier offen sexistischen, rassistischen und deutsch-nationalen Gruppierungen ein Forum geboten, das ihre Existenz in den Bereich des Diskutablen rückt, anstatt sich kritisch mit den reaktionären und menschenverachtenden Weltanschauungen, die in diesen „Bünden“ vorherrschen, auseinanderzusetzen .

Hier nur ein Zitat als Beispiel aus den Interviews für die Unipress:
Germania Halle zu Mainz: „Eine Mitgliedschaft steht jedem männlichen, deutschen Studenten offen.“
Diese Aussage beinhaltet den Ausschluss aller nicht-männlich definierten Personen, sowie jeder Person, die nach der Definition der Burschenschaft Germania Halle zu Mainz nicht-deutsch ist. In dieser Definition bezieht sich die Burschenschaft explizit auf ein nationalistisches Weltbild des 19. Jahrhunderts, welches ein Volk durch Blutsverwandtschaft mit Wurzeln im germanischen beinhaltet. Von welchen Ideologien diese Haltung mittlerweile noch bekannt ist müsste mindestens erwähnt werden, wenn bei einem solchen Thema wirklich objektiver Journalismus der Anspruch wäre. Diese Einstellung ist nämlich klar am aller äußersten rechten Rand anzusiedeln. Die Unipress lässt dieses Statement, so wie alle Aussagen zu dem Thema Burschenschaften einfach ohne Kommentierung stehen. Zudem manifestiert sich in diesem Zitat ein Weltbild, in dem Sexismus als Grundlage dieser Gemeinschaft zu erkennen ist.
Dieser Burschenschaft nun eine allgemein sexistische, nicht ganz so weit rechts an zu siedelnde Burschenschaft( Rhenania-Moguntia) gegenüber zu stellen, macht das Ganze auch nicht besser. Das Gegenteil ist hier eher der Fall:
Hier ein Zitat Beispiel der Burschenschaft Rhenania-Moguntia zu Mainz: „Das Prinzip der Männerverbindung hat sich meines Erachtens bewährt.[…]Trotzdem sind Frauen bei uns gerne gesehen.“
Diese Burschenschaft ist ein Männerbund und Frauen können keine gleichwertige Mitgliedschaft bekommen aufgrund der Tatsache, dass sie als nicht-männlich definiert werden und dies explizit als Ausschlusskriterium gesehen wird.
In diesem Zitat wird sehr gut klar, wie hier die Position von „Mann“ und „Frau“ in der Gesellschaft gesehen wird:
Männer sind in diesem Weltbild das Prinzip, die Norm und können gleichberechtigt partizipieren, während Frauen als zweitklassig bzw. als Abweichung von dieser Norm begriffen werden. Diese Art zu denken läuft den emanzipatorischen Bestrebungen der Frauenbewegungen, angefangen mit grundlegenden emanzipatorischen Kämpfen, wie z.B. dem Anstreben einer gleichwertigen Teilhabe an politischen Prozessen, entgegen.
Das was sich hier anhand der der Darstellungen bestimmter Themen in der Unipress abzeichnet, sind Prozesse, die ebenso allgemein gesellschaftliche Verhältnisse widerspiegeln:
So wird hier eine weit rechts an zu siedelnde Position dargestellt. Demgegenüber wird lediglich eine nicht ganz so weit rechts an zu siedelnde Position entgegengestellt. Eine wirklich kritische Perspektive bleibt aus. Damit verschiebt sich der Diskurs nach rechts, da Alternativen fehlen, in diesem speziellen Fall, weil sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen einfach nicht dargestellt werden.
Als „Normalität“ wird hier eine alltägliche Praxis dargestellt, die von reaktionären und menschenfeindlichen Werten und Weltanschauungen geprägt ist, die sich u.A. durch Diskriminierungen verschiedener Arten zeigen.
Die Thematisierung von alltäglichen („normalen“) Diskriminierungen jeglicher Art, sowie die Auseinandersetzung bei konkreten Vorfällen fehlt völlig.
Im Bezug auf das in der Unipress kommentarlos abgedruckte Interview eines Burschenschaftlers der Germania Halle zu Mainz, ist anzumerken, dass gerade „rechtsradikale“ Positionen inhaltlich eben von der Zementierung oder dem Ausbau von der, oben angesprochenen „Normalität“ leben. Dieser „Normalzustand“ ist sowohl von Sexismus, als auch von Homophobie, Antisemitismus, Rassismus und sonstigen menschenverachtenden Ideen durchzogen, oder ist in Teilen sogar von diesen dominiert. Dem noch zusätzlichen Raum zur Verfügung zu stellen, bedeutet diese Positionen zu unterstützen, indem Mensch zu ihrer Verbreitung, oder zumindest zur Stabilisierung durch Reproduktion der Ideen beiträgt. Doch was hier geschehen ist, übertrifft diesen Prozess um ein weites. Hier wurden menschenverachtende Positionen unkommentiert abgedruckt, ohne auch nur annähernd auf die Struktur eines solchen Weltbildes einzugehen oder die Mechanismen und Argumentationsmuster in denen die menschenverachtenden Positionen verpackt werden, zu erwähnen. Damit ist hier nichts anderes geschehen, als rechtsradikale Propaganda zu fördern und zu verbreiten.

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